Energie aus dem Erdinnern
Über drei Kilometer tief ist das Bohrloch
auf dem Gelände des geplanten Geothermiewerkes in Trebur
– kurz hinter der Ortsgrenze von Nauheim. Keine Vorstellung
davon, wie tief das ist? Wer siebeneinhalb Runden auf der Aschenbahn
im Sportpark läuft, hat eine Vorstellung davon, wie tief
der Bohrer in die Erde eingedrungen ist. Und wer die Distanz
im Sportpark geschafft hat, dem ist warm geworden – sehr warm.
Wärme, die Nutzung von Erdwärme, das ist das Ziel,
das mit dem Bau eines Geothermiewerkes angestrebt wird. In viertausend
Metern oder mehr, hoffen die Fachleute auf die Wärme zu
stoßen, die als Energie nutzbar ist und in Strom und Heizwärme
umgewandelt werden kann.
Ein Geothermiekraftwerk, wie es in Nauheims Nachbarschaft
entsteht, kann pro Jahr rund 25 Millionen Kilowattstunden Ökostrom
produzieren. Diese Menge reicht aus, um rund 21.000 Menschen
im Kreis Groß-Gerau mit Strom zu versorgen — sprich: Nauheim
und Trebur.
Aber noch ist es nicht so weit. Noch arbeitet
die Bohranlage 24 Stunden täglich, versenkt Rohre ins Erdreich,
in unterschiedliche Gesteinsschichten – der geologische Untergrund
wurde umfassend geprüft und analysiert. 43,30 Meter beträgt
die Masthöhe des Bohrturms. Seismologisch wird die Anlage
permanent überwacht. Hochkarätige Fachleute, die weltweit
an ähnlichen Projekten gearbeitet haben, sind rund um die
Uhr im Einsatz. Die Baustelle schläft nie.
Einer dieser Fachleute ist Arne Buß – Projektingenieur
Geothermie und Mitarbeiter von ÜWGeo. Am Freitag, 24. Juni
2016, führte er zahlreiche Mitglieder des CDU Gemeindeverbandes
Nauheim über die Anlage, informierte über die hoch
spezialisierte Technik, über außergewöhnliche
Sicherungsvorkehrungen und beantwortete versiert die Fragen
der Besucher, die mit Hightech – auf Grund eigener Berufserfahrung
– vertraut sind. Entsorgung des Bohrgutes, Thermalwasserbecken,
Umweltschutz – kein Thema blieb unberührt, keine Frage
blieb unbeantwortet. Der Faszination der Klima schonenden Energiegewinnung
konnten sich auch jene nicht entziehen, deren technischer Horizont
beim Bedienen einer Waschmaschine (eingestandener Maßen)
endet.
Die Arbeiten, so Projektingenieur Arne Buß,
sind im Zeitplan. Die Fertigstellung der Förder- und Injektionsbohrung
ist für Ende 2016 geplant. Danach soll – bei erfolgreicher
Bohrung - der Bau des eigentlichen Kraftwerkes beginnen.
Eine Woche später: Die Erkundungsbohrung wird abgebrochen, das
Bohrloch wird bis ca. 2000 m mit Beton verfüllt und eine
Schrägbohrung in nordostwärtiger Richtung (Seichböhl)
soll neue Erkenntnisse über die Ergiebigkeit einer Energiegewinnung
geben.
Inzwischen
wurde die Entscheidung getroffen, dass eine Ergiebigkeit nicht gegeben
ist und das Vorhaben agebrochen wird. Der Bohrturm
ist bereits abgebaut und die Büro- und Werkstatt-Container werden entfernt. Die
Vorbereitungen und die Erkundungsbohrung haben etwa 10 Mio. Euro
verschlungen. (Stand: 9/2016)

Einführung in die Bohrtechnik
durch Projektleiter Arne Buß (li.)